Klang-Performances im Haus der Kunst eröffnen litauische Herbst-Saison in Bayern
Mit „Atmospherics“ – fünf Klang-Performances an drei Tagen (9.-11. September) im Haus der Kunst – eröffnet die Herbst-Saison des Litauischen Kulturjahres in Bayern: Die international renommierte Künstlerin Lina Lapelytė, deren Opern-Performance „Sun & See“ bei der 58. Biennale in Venedig den Goldenen Löwen gewann, stellt gleich drei Arbeiten vor. Der Soundartist Arturas Bumšteinas kommt mit „Navigations“, einer 30-minütigen Performance barocker Theater-Geräuschmaschinen, die Regen, Wind, Donner und tropische Wirbelstürme imitieren. Das Künstlerinnenduo „Eye Gymnastics“, Viktorija Damerell und Gailė Griciūtė, führt ein ‚Augentraining‘ vor, bei dem sich empfindsame stimmliche Eindrücke mit gedanklichen Reisen, Hypnose und Popmusik verbinden.
Vom 9. bis 11. September ist die von Damian Lentini kuratierte Performance-Reihe „Atmospherics“ im Haus der Kunst zu erleben: Mit Dröhnen, Klängen, Rauschen und Umgebungsgeräuschen wie Atmung und Wetterphänomene erzeugen die aus Litauen stammenden Künstler*innen spezifische Atmosphären. Choreografische Elemente wie die Pirouette und die Wiederholung von Klang und Ton sind dabei Ausdruck für den Kreislauf als Sinnbild des Lebens. Mantras, die in Sprechchören aufgesagt werden, sowie rotierende Bewegungen verleihen dem Raum einen Gefühlston und treten mit den Körpern der Anwesenden in Dialog.
Andrea Lissoni, Künstlerischer Direktor, Haus der Kunst, stellt heraus: „Meiner Meinung nach hat die litauische Kunstszene etwas Außergewöhnliches, das sie heute zu einer Ausnahmeerscheinung des ‚regionalistischen‘ Ansatzes macht, der leicht veraltet wirken kann. Aber diese Kunstszene basiert einerseits auf verlässlichen Beziehungen, auf Kooperation, auf Gegenseitigkeit und ist zudem visionär, experimentell, radikal in der Auseinandersetzung mit nicht-objektbasierten Formen und Disziplinen wie Performance, Sound, Poesie und Bewegtbild. Daher ist das Haus der Kunst stolz, sich im Rahmen von Various Others und des Bayerisch-Litauischen Kulturjahres mit der Präsentation von ‚Atmospherics‘ für diese Kunstszene einzusetzen.“
Lina Lapelytė: „Pirouette“, „Ladies“, „Instruction for the woodcutter“ – 9. September, 18 Uhr
Den Auftakt zu „Atmospherics“ bildet die Performance „Pirouette“, bei der Lina Lapelytė eine Balletttänzerin schier endlose Pirouetten drehen lässt. Währenddessen stimmt ein Saxophonspieler einen Ton an, den er mithilfe von Kreisatmung hält. Auf einer Zither, einem traditionell litauischen Instrument, schlagen vier Performer*innen mit monotonen Bewegungen, die an die Stumpfheit von Fabrikarbeit denken lassen, die immer gleiche Note an. Lina Lapelytė‘s Produktion für „Atmospherics“ setzt auf die Kraft des Wortes und Storytelling. Eine Vortragsart wie bei einem Märchen gibt das Anfangstempo, das sich allmählich steigert und rhythmisch wird, bis schließlich drei langhaarige Performerinnen unermüdlich ihre Köpfe im Kreis schleudern. Obwohl die Szenerien scheinbar gleichbleiben, können die Teilnehmenden einen allmählichen atmosphärischen Wandel wahrnehmen. (Gesang: Judith Bodendörfer und Paulina Nolte.)
Arturas Bumšteinas: Uraufführung eines Aktes aus „Navigations“ – 10. September, 18 Uhr
In „Navigations“ von Arturas Bumšteinas erzeugen Performer*innen Klänge mit Instrumenten, die an die Theatermaschinerie der Barockzeit erinnern. Zum Einsatz kommt eine Windmaschine: ein Holzrad mit Kurbel, über das grobes Leinenzeug gespannt ist. Dreht man das Rad, reibt es sich an dem Stoff und erzeugt die Geräusche eines heulenden Sturms. Ein mit Reis und Bohnen gefülltes Holzinstrument, das über eine schiefe Ebene bewegt wird, erzeugt das Geräusch von Regen. Arturas Bumšteinas kombiniert all dies mit menschlicher Stimme und Vibrationen, lässt Klangbilder entstehen, die einerseits berechenbar, andererseits den Gesetzmäßigkeiten des Augenblicks unterworfen sind.
Eye Gymnastics: Uraufführung von „Nothing Supernatural” – 11. September, 18 Uhr
Das Künstlerinnenduo „Eye Gymnastics“ – Viktorija Damerell und Gailė Griciūtė – drapiert Alltagsobjekte und Gegenstände zu skulpturenartigen Landschaften und setzt Sprache als Katalysator für Kontemplation ein. Intuitiv wählen und wiederholen sie nur wenige Worte, um zu bewirken, dass die Teilnehmenden sich für den gegenwärtigen Augenblick öffnen und aufmerksam werden wie beim Deep Listening. Langsam aufsteigende Melodien verbinden sich mit gesprochenen Liedern und verbalen Handlungsanweisungen. Die Atmosphäre umfasst schließlich ganz unterschiedliche Zustände, in denen sowohl Raum ist für weltliche Rhythmen des Alltags, für Klänge mit hypnotischer Wirkung, als auch für Verschmitztes und leicht Unheimliches. (Tanz: Judith Bodendörfer, Luca Hennig, Irina Kurbanova und Anke Scherb.)
Informationen zum Programm und allen Auftretenden des Litauischen Kulturjahres in Bayern sowie Pressefotos finden Sie auf der Website hier, zudem auf Facebook und Instagram.
Das litauische Kulturjahr „Ohne Distanz: Litauische Kultur in Bayern 2021“ wird organisiert vom Lithuanian Culture Institute (LCI) und der Kulturattachée der Republik Litauen in Deutschland, in Zusammenarbeit mit der Litauischen Botschaft und zahlreichen Kooperationspartnern in Bayern sowie mit freundlicher Unterstützung des Kulturministeriums Litauen.