Gintaras Česonis
Gintaras Česonis (geboren 1974 in Kaunas) ist Chefkurator und Leiter der Fotogalerie samt angeschlossener Fotoresidenz und Verlag in Kaunas sowie außerordentlicher Professor der Kunstakademie Vilnius. Nach Abschluss seines Studiums der Kunstgeschichte an der Vytautas-Magnus-Universität studierte Česonis Fotografie an der Fotografieschule Kaunas und an der École Nationale de la Photographie in Arles. Seit 2009 leitet er den Kaunasser Zweig des Litauischen Fotografenverbands. Dort initiierte er den umfassenden Umbau der Fotogalerie zu einem wichtigen multifunktionalen Zentrum nationaler Bedeutung für pädagogische und verlegerische Aktivitäten sowie Residenzprogramme. Als Verantwortlicher der Fotogalerie Kaunas und des internationalen Programms für Künstlerresidenzen hat er Einzel- und Gruppenausstellungen kuratiert und etwa 30 Bücher über litauische und ausländische Fotografen herausgegeben. Seit 2009 beurteilt er auch Portfolios von Fotografien für verschiedene Veranstaltungen auf lokaler und internationaler Ebene. Seit 2016 arbeitet Česonis für den Litauischen Fotografenverband mit weiteren bedeutenden Veranstaltungen und koordiniert Galerieräume in ganz Litauen. www.kaunasgallery.lt
Ancient Woods – Alte Wälder. Blaibach 2021. Menschliche Eingriffe haben schon seit uralten Zeiten die Zusammensetzung des Waldes im dicht besiedelten Europa tiefgreifend beeinflusst. Die heute in Mitteleuropa vorhandenen Waldgebiete sind nicht als natürliche Wälder anzusehen, sondern als über Jahrtausende gewachsene Kulturlandschaft, die fast ausschließlich aus Ersatz-Artengemeinschaften besteht. Der älteste Nachweis der Interaktion zwischen Mensch und Wald in Mitteleuropa besteht in Spuren von Handäxten, die 500.000 Jahre alt sind. Mit dem Verschwinden der Wälder schwinden auch die in ein starkes Netz von Abhängigkeiten eingebundenen Waldbewohner. Durch das rigorose Eingreifen des Menschen sind die alten Haine verschwunden, und mit ihnen zahlreiche Arten, die sie einst bevölkerten. Vor langer Zeit war bis zu 80% der Fläche Europas von Wäldern bedeckt. Möglicherweise hat sich auch zwischen Kaunas und Blaibach einmal ein solches Waldmassiv erstreckt. Legt man diesen Weg heute zurück, so kann man keine 50 Kilometer reisen, ohne auf bewohnte Gebiete und verkehrsreiche Straßen zu stoßen. Meine Idee ist es, eine vielleicht utopische Vision der alten Wälder zu rekonstruieren, die Kaunas und Blaibach einmal verbunden haben. Dazu fotografiere ich die ältesten noch verbliebenen Bäume und Waldmassive voller verborgener Erinnerungen in und um Kaunas und Blaibach. Meine künstlerische Annäherung ist offen für die Situation auf beiden Seiten; die endgültige Form als Reaktion darauf und die Weiterentwicklung der Idee entstehen während der Residenz. Die Ausstellung soll auf sonnen- und feuchtigkeitsunempfindlichen Aluminiumkompositplatten gedruckt werden (die Größe richtet sich nach den räumlichen Gegebenheiten), die sowohl für offene Gelände als auch für Innenräume geeignet sind. Denkbar ist auch ein Multimediaprojekt zusammen mit litauischen oder einheimischen Musikern.