Rimantas Kmita
Rimantas Kmita (* 1977 in Šiauliai) war als Jugendlicher im Rugby erfolgreich und brachte es zum Landesmeister in diesem Sport, bevor er er 1996 nach Klaipėda ging, um Literatur und Regie zu studieren. In Klaipėda schrieb er zahlreiche Gedichte und veröffentlichte drei Lyrikbände. Es folgte eine akademische Karriere: die Dissertation an den Universitäten Vilnius und Greifswald über moderne litauische Lyrik in der Sowjetzeit, eine Lehrtätigkeit an den Universitäten Vilnius und Klaipėda und die bis heute andauernde Forschungstätigkeit am Institut für litauische Literatur und mündliche Überlieferung in Vilnius.
2013 übersetzte er zusammen mit Markus Roduner den Roman von Pedro Lenz Der Goalie bin ig (‚Der Goalie bin ich‘) aus dem berndeutschen Dialekt ins Litauische. Die Erfahrung mit der spoken-word-Literatur inspirierten ihn zu seinem Roman im Slang seiner Heimatstadt Šiauliai; so entstand 2017 der Roman Pietinia kronikas (‘Die Chroniken des Südviertels‘, übersetzt von Markus Roduner). Das Buch wurde zu einem der größten Erfolge der litauischen Belletristik, erhielt zahlreiche Auszeichnungen und zog mit einer Übersetzung ins Ukrainische weitere internationale Kreise. Auf seiner Grundlage entstanden ein Musical und eine Themenführung durch das Südviertel Šiauliais; derzeit wird der Roman verfilmt. Die Stadt Šiauliai ist nicht mehr dieselbe wie vor dem Erscheinen der Chroniken.
2020 erschien das nächste Werk unter dem Titel Remyga. Drei Fassungen liegen vor – ein Theaterstück im Staatlichen Schauspielhaus Šiauliai, inszeniert von dem namhaften Regisseur Oskaras Koršunovas, ein Roman und ein Audiobuch. Darin beschäftigt sich Kmita weiterhin mit den Fragen des zerbröckelnden Sowjetreichs und des heranreifenden unabhängigen litauischen Staates; zu ähnlichen Themen verfasst er weitere Erzählungen für verschiedene Medien, darunter für das Radio, Ausstellungsräume und das Theater.