Lithuanian Culture Institute
Litauen in Bayern

PRESSEMITTEILUNG

Lietuvos kultūros institutas

Weihnachten in Bayern und Litauen – die Ausstellung „Seht den Stern! Weihnachtskrippen von den Alpen bis zur Ostsee“ des Diözesanmuseums Freising und des Church Heritage Museums Vilnius führt den länderübergreifenden Dialog fort München/ Vilnius, 25.11.2021 – Nach Abschluss des Litauischen Kulturjahres in Bayern mit über 30 Künstlerinnen und Künstlern im Konzerthaus Blaibach, Blayerischer Wald, wird der länderübergreifende Dialog in Vilnius fortgesetzt: Vom 27. November bis zum 29. Januar zeigt dort das Church Heritage Museum (Šv. Mykolo St. 9) die gemeinsam mit dem Diözesanmuseum Freising entwickelte und von Steffen Mensch sowie Kamilė Jagėlienė kuratierte Ausstellung „Seht den Stern! Weihnachts-krippen von den Alpen bis zur Ostsee“. Die geistesgeschichtliche Verbindung zwischen Litauen und Süddeutschland ist durch die gemeinsame christlich-katholische Kultur geprägt. Weihnachtskrippen begründeten ab dem 16. Jahrhundert ihre Tradition in Süddeutschland, in Litauen fanden sie in breiterem Maße seit Wiedererlangung der Unabhängigkeit erneut ihren öffentlichen Platz. Die Tradition der Weihnachtskrippen, ihr liebevoller Detailreichtum, ihre emotionale Bedeutung und die theatralische Wucht, die sich in ihren Szenen äußert, lassen die Ausstellung in Vilnius zu einem lehrreichen und zugleich unterhaltsamen Erlebnis werden. Im Anschluss ziehen die dort mitunter erstmals gezeigten Krippenensembles in die Dauerausstellung des Diözensanmuseums Freising (Domberg 21) ein. Die Ausstellung im Church Heritage Museum Vilnius umfasst 29 Objekte, darunter 20 aus Bayern und 9 aus Litauen. Schmuckstücke sind die bayerischen und Tiroler Krippen von beeindruckender Größe mit Hunderten von Figuren. Darüber hinaus wird ein früher in Süddeutschland existierender Kult des Jesuskindes durch kleine Skulpturen dargestellt, die aus dem Kloster der Ursulinenschwestern in Landshut stammen. Novizinnen erhielten sie als Geschenk, bevor sie das Kloster betraten. Die in üppige Kleidung und Schmuck gehüllten Skulpturen wurden „Tröster“ genannt, weil sie den zukünftigen Nonnen helfen sollten, den Schmerz der Trennung von ihren Familien zu lindern. Die Ausstellung präsentiert außerdem das älteste gotische Werk der bildenden Kunst in Litauen: geprägte Elfenbeintafeln mit eingravierten Szenen und Krippen. Gezeigt wird darüber hinaus die kleinste Nano-Krippe der Welt „LinkMenų Fabrikas“ der Technischen Universität Vilnius Gediminas. Erste Versuche, Weihnachten eine skulpturale Gestalt zu geben, finden sich auf Sarkophagen im 4. Jahrhundert n. Chr. Aber erst Franz von Assisi (um 1181 - 1226) verlieh diesem Ereignis eine besondere Bedeutung: Um die Freude an der Geburt des Jesuskindes erlebbar und die menschliche Seite Gottes für jeden kenntlich zu machen, gestaltete er 1223 in einer theatralischen Inszenierung in einer Höhle in Greccio die Szene der Geburt Jesu in der Weihnachtsnacht. Das wirkte, als ob dieses Fest den Gläubigen zum zweiten Mal geschenkt wurde und führte dazu, dass vielerorts Krippen in Kirchen und auf Stadtplätzen aufgestellt wurden. Mit der Zeit verbreitete sich die Krippentradition in Europa. Ende des 16. Jahrhunderts erreichte sie Süddeutschland und führte zur Entwicklung einer einzigartigen und noch immer lebendigen Weihnachtstradition im Alpenraum. In Litauen wurden Krippen von den klösterlichen Orden eingeführt. Die Franziskaner, gefolgt von den Dominikanern und Jesuiten, verbreiteten die Gepflogenheit, die Geburt Jesu in Kirchen darzustellen. Aus dem Alpenraum kamen die Figuren nach Litauen: Maria, Josef, das Jesuskind, ein Esel und ein Ochse, Hirten und die Heiligen Drei Könige. Litauische Handwerker, sogenannte „Gottmacher“, schnitzten Krippen, die sich von den südeuropäischen Beispielen inspirieren ließen. Unter der Sowjetzeit stagnierte dies. Aber nach Wieder-erlangung der Unabhängigkeit Litauens wurde die Tradition neu belebt. Weihnachtskrippen werden in die Dauerausstellung des Diözesanmuseums Freising überführt Das Diözesanmuseum Freising besitzt eine umfangreiche und hochwertige Sammlung von historischen Krippen. Während die in Vilnius unter anderem ausgestellte sogenannte Große Münchner Krippe und die Tiroler Papierkrippe bereits im Museum und in wenigen ausgewählten Sonderausstellungen gezeigt wurden, ist die neu erworbene umfangreiche Krippe der Familie Giner mit fast 300 Figuren noch nie einer breiten Öffentlichkeit präsentiert worden. Mit neuen, aufwändig geschaffenen Landschaften und Hintergrundgemälden werden unter anderem diese einmaligen Krippenensembles nach der Ausstellung in Vilnius fest in die Dauerausstellung des Diözesanmuseums eingebaut. Die Szene des zwölfjährigen Jesusknaben im Tempel von Jerusalem, der mit den Schriftgelehrten diskutiert und dort von seinen Eltern wiedergefunden wird (Lk 2,41), erinnert an das Fest der Heiligen Familie, das seit der letzten Liturgiereform am Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr gefeiert wird. Das Besondere der Weihnachtskrippe besteht darin, dass man die beweglichen Einzelfiguren unterschiedlich kombinieren oder austauschen kann. Das fast 300 Jahre alte Jesuskind hat ein ungewöhnlich gut erhaltenes Inkarnat von porzellanartiger Glätte. Diese farbigen Fassungen wurden in zahlreichen Arbeitsschritten mit hohem Aufwand hergestellt. Die glühend geröteten Wangen des Knaben passen zu dem Flammenherz in seiner Hand, dem gestickten Christusmonogramm auf seiner Brust und dem züngelnden Strahlenkranz um sein Haupt. Das Bild drückt die besondere Beziehung der Nonne zu ihrem himmlischen Bräutigam aus, mit dem sie mystisch verbunden ist. Die Krippe mit insgesamt 419 Figuren und anderen Bestandteilen ist typisch für die Münchner Krippen des 19. Jahrhunderts, die oft über mehrere Jahrzehnte ergänzt und ausgebaut wurden. Die Figuren sind als Gliederpuppen gearbeitet, so dass sie bekleidet und ihre Posen verändert werden können. Eine Ausnahme bilden die zahlreichen Engel, die nur mit einem Tüllschleier bekleidet als Aktfiguren geschnitzt sind. Entgegen der Krippentradition des 18. Jahrhunderts, die das Heilsgeschehen in die Heimat der Betrachter verlegte, versucht diese orientalische Krippe, die Geburt in Bethlehem authentisch darzustellen.

Weihnachten in Bayern und Litauen – die Ausstellung „Seht den Stern! Weihnachtskrippen von den Alpen bis zur Ostsee“ des Diözesanmuseums Freising und des Church Heritage Museums Vilnius führt den länderübergreifenden Dialog fort

München/ Vilnius, 25.11.2021 – Nach Abschluss des Litauischen Kulturjahres in Bayern mit über 30 Künstlerinnen und Künstlern im Konzerthaus Blaibach, Blayerischer Wald, wird der länderübergreifende Dialog in Vilnius fortgesetzt: Vom 27. November bis zum 29. Januar zeigt dort das Church Heritage Museum (Šv. Mykolo St. 9) die gemeinsam mit dem Diözesanmuseum Freising entwickelte und von Steffen Mensch sowie Kamilė Jagėlienė kuratierte Ausstellung „Seht den Stern! Weihnachts-krippen von den Alpen bis zur Ostsee“. Die geistesgeschichtliche Verbindung zwischen Litauen und Süddeutschland ist durch die gemeinsame christlich-katholische Kultur geprägt. Weihnachtskrippen begründeten ab dem 16. Jahrhundert ihre Tradition in Süddeutschland, in Litauen fanden sie in breiterem Maße seit Wiedererlangung der Unabhängigkeit erneut ihren öffentlichen Platz. Die Tradition der Weihnachtskrippen, ihr liebevoller Detailreichtum, ihre emotionale Bedeutung und die theatralische Wucht, die sich in ihren Szenen äußert, lassen die Ausstellung in Vilnius zu einem lehrreichen und zugleich unterhaltsamen Erlebnis werden. Im Anschluss ziehen die dort mitunter erstmals gezeigten Krippenensembles in die Dauerausstellung des Diözensanmuseums Freising (Domberg 21) ein.

Die Ausstellung im Church Heritage Museum Vilnius umfasst 29 Objekte, darunter 20 aus Bayern und 9 aus Litauen. Schmuckstücke sind die bayerischen und Tiroler Krippen von beeindruckender Größe mit Hunderten von Figuren. Darüber hinaus wird ein früher in Süddeutschland existierender Kult des Jesuskindes durch kleine Skulpturen dargestellt, die aus dem Kloster der Ursulinenschwestern in Landshut stammen. Novizinnen erhielten sie als Geschenk, bevor sie das Kloster betraten. Die in üppige Kleidung und Schmuck gehüllten Skulpturen wurden „Tröster“ genannt, weil sie den zukünftigen Nonnen helfen sollten, den Schmerz der Trennung von ihren Familien zu lindern. Die Ausstellung präsentiert außerdem das älteste gotische Werk der bildenden Kunst in Litauen: geprägte Elfenbeintafeln mit eingravierten Szenen und Krippen. Gezeigt wird darüber hinaus die kleinste Nano-Krippe der Welt „LinkMenų Fabrikas“ der Technischen Universität Vilnius Gediminas.

Erste Versuche, Weihnachten eine skulpturale Gestalt zu geben, finden sich auf Sarkophagen im 4. Jahrhundert n. Chr. Aber erst Franz von Assisi (um 1181 – 1226) verlieh diesem Ereignis eine besondere Bedeutung: Um die Freude an der Geburt des Jesuskindes erlebbar und die menschliche Seite Gottes für jeden kenntlich zu machen, gestaltete er 1223 in einer theatralischen Inszenierung in einer Höhle in Greccio die Szene der Geburt Jesu in der Weihnachtsnacht. Das wirkte, als ob dieses Fest den Gläubigen zum zweiten Mal geschenkt wurde und führte dazu, dass vielerorts Krippen in Kirchen und auf Stadtplätzen aufgestellt wurden. Mit der Zeit verbreitete sich die Krippentradition in Europa. Ende des 16. Jahrhunderts erreichte sie Süddeutschland und führte zur Entwicklung einer einzigartigen und noch immer lebendigen Weihnachtstradition im Alpenraum. In Litauen wurden Krippen von den klösterlichen Orden eingeführt. Die Franziskaner, gefolgt von den Dominikanern und Jesuiten, verbreiteten die Gepflogenheit, die Geburt Jesu in Kirchen darzustellen. Aus dem Alpenraum kamen die Figuren nach Litauen: Maria, Josef, das Jesuskind, ein Esel und ein Ochse, Hirten und die Heiligen Drei Könige. Litauische Handwerker, sogenannte „Gottmacher“, schnitzten Krippen, die sich von den südeuropäischen Beispielen inspirieren ließen. Unter der Sowjetzeit stagnierte dies. Aber nach Wieder-erlangung der Unabhängigkeit Litauens wurde die Tradition neu belebt.

Weihnachtskrippen werden in die Dauerausstellung des Diözesanmuseums Freising überführt

Das Diözesanmuseum Freising besitzt eine umfangreiche und hochwertige Sammlung von historischen Krippen. Während die in Vilnius unter anderem ausgestellte sogenannte Große Münchner Krippe und die Tiroler Papierkrippe bereits im Museum und in wenigen ausgewählten Sonderausstellungen gezeigt wurden, ist die neu erworbene umfangreiche Krippe der Familie Giner mit fast 300 Figuren noch nie einer breiten Öffentlichkeit präsentiert worden. Mit neuen, aufwändig geschaffenen Landschaften und Hintergrundgemälden werden unter anderem diese einmaligen Krippenensembles nach der Ausstellung in Vilnius fest in die Dauerausstellung des Diözesanmuseums eingebaut.

Die Szene des zwölfjährigen Jesusknaben im Tempel von Jerusalem, der mit den Schriftgelehrten diskutiert und dort von seinen Eltern wiedergefunden wird (Lk 2,41), erinnert an das Fest der Heiligen Familie, das seit der letzten Liturgiereform am Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr gefeiert wird. Das Besondere der Weihnachtskrippe besteht darin, dass man die beweglichen Einzelfiguren unterschiedlich kombinieren oder austauschen kann.

Das fast 300 Jahre alte Jesuskind hat ein ungewöhnlich gut erhaltenes Inkarnat von porzellanartiger Glätte. Diese farbigen Fassungen wurden in zahlreichen Arbeitsschritten mit hohem Aufwand hergestellt. Die glühend geröteten Wangen des Knaben passen zu dem Flammenherz in seiner Hand, dem gestickten Christusmonogramm auf seiner Brust und dem züngelnden Strahlenkranz um sein Haupt. Das Bild drückt die besondere Beziehung der Nonne zu ihrem himmlischen Bräutigam aus, mit dem sie mystisch verbunden ist.

Die Krippe mit insgesamt 419 Figuren und anderen Bestandteilen ist typisch für die Münchner Krippen des 19. Jahrhunderts, die oft über mehrere Jahrzehnte ergänzt und ausgebaut wurden. Die Figuren sind als Gliederpuppen gearbeitet, so dass sie bekleidet und ihre Posen verändert werden können. Eine Ausnahme bilden die zahlreichen Engel, die nur mit einem Tüllschleier bekleidet als Aktfiguren geschnitzt sind. Entgegen der Krippentradition des 18. Jahrhunderts, die das Heilsgeschehen in die Heimat der Betrachter verlegte, versucht diese orientalische Krippe, die Geburt in Bethlehem authentisch darzustellen.